Erster „Strohbeckentriathlon“ in Lohne/Kroge

Strohbecken? Was soll das denn sein? Mit doch reichlich Skepsis im Gepäck fuhr ich am Samstagmorgen gemeinsam mit zwei Freunden (NOCH keine HTB-Mitglieder), die beide hier ihren ersten Triathlon absolvieren wollten, Richtung Lohne.

 

 

In der Ausschreibung stand, dass die Veranstalter davon ausgehen, dass auch die letzten 200m der Radstrecke bis zum Wettkampftag asphaltiert sein sollten. Oh oh oh………………na, das konnte ja was werden. Wir rechneten also mit dem Schlimmsten und reichlich Chaos – was bei einer Premiere ja nun auch nicht unüblich ist – sollten aber tatsächlich eines Besseren belehrt werden.

Der Sportplatz bzw. „das Stadion“ in Kroge liegt realistisch gesehen mitten auf dem Feld. Bei der Anfahrt konnte man kaum glauben, dass in diesem „Nichts“ gleich eine Triathlonveranstaltung stattfinden sollte.

 

Und man muss wohl schon ziemlich verrückt sein und eine lebhafte Fantasie haben um auf die Idee zu kommen, ein 30-Meter-Schwimmbecken aus Strohballen und Plane auf einem Sportplatz aufzubauen. Aber da stand es – und es sah sogar auch recht stabil aus.

Die Teilnehmerzahl war überschaubar, was mit Sicherheit auch den zahlreichen Konkurrenzveranstaltungen am gleichen Wochenende zuzuschreiben war. So blieb ein Gedränge bei der Startnummernausgabe oder beim Rad-Check-In aus und die Vorbereitungen liefen sehr entspannt. Gestartet wurde dann in zehn Startgruppen, die im Viertelstundentakt auf die 300m im Strohbecken geschickt wurden.

 

Das Wasser war trotz der hohen Außentemperaturen recht kalt, so dass fast alle Sportler mit dem Temperaturunterschied zu kämpfen hatten. Doch 300 Meter sind ja schnell vorbei und so ging es dann für mich auf die Radstrecke – einen Rundkurs von ca. 6,5km Länge, der viermal zu durchfahren war. Zu meiner Überraschung hatten sich an der Radstrecke ziemlich viele Zuschauer versammelt. Es machte den Eindruck, das ganze kleine Örtchen wäre auf den Beinen, um sich diese Veranstaltung nicht entgehen zu lassen. Eine Gruppe Nonnen beklatschte die immer wieder vorbeiziehenden Radler und auch die Bewohner des Altersheims nutzten die willkommene Abwechslung an diesem Samstag und feuerten die Sportler ordentlich an. Insgesamt waren bestimmt mehr Zuschauer als Teilnehmer anwesend und sorgten für eine tolle Stimmung. 

Die Radstrecke entpuppte sich allerdings  als nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick wirkte. Seit wann gibt es in Lohne denn Berge? Eigentlich war man permanent entweder an einem Anstieg oder auf einer Abfahrt – einfach nur flach gab es da nicht. Der Asphalt war gut, die Strecke gut ausgeschildert und komplett abgesperrt und mehr als genug Streckenposten vor Ort. Aber es war superanstrengend, gerade weil das Thermometer inzwischen auch bereits die 30-Grad-Marke überschritten hatte.

 

Da war ich froh, dann irgendwann doch auf die Laufstrecke zu dürfen. Das verhieß, weniger anstrengend zu werden. Doch weit gefehlt – denn womit ging es los? Genau: Mit einem Anstieg, der sich sehr in die Länge zog. Und da wir es auch hier mit einem 2-km-Rundkurs zu tun hatten durfte ich mich dreimal diesen elenden Berg hochschleppen. Der Rest der Laufstrecke war zugegebenermaßen ganz angenehm – es ging im Schatten durch den Wald und an der Hauptstraße wieder zurück zum Stadion, dort eine Runde um den Sportplatz und wieder den Berg hoch. Nach 1:53:02 erreichte ich als Gesamt-Siebte und Erste meiner Altersklasse TW40 das Ziel.

Hier bot sich ein Bild, das man von anderen Triathlonveranstaltungen eher nicht kennt. Da alle Starter bereits mindestens auf der Radstrecke waren, war das Schwimmbecken inzwischen für die Allgemeinheit – hauptsächlich Kinder- freigegeben. Der Bierwagen war reich bevölkert und zwei wirklich gute Sprecher sorgten für ausgelassene Stimmung. Alle Sportler wurden im Ziel mit einem Finisher-Shirt (und das bei einem wirklich kleinen Startgeld von 20 Euro) begrüßt. Alle Staffeln erhielten direkt im Ziel „einen Meter Bier“. So ist das wohl im Landkreis Vechta. J

 

Auch die Siegerehrung bot noch die ein oder andere Überraschung: Die Preise an sich waren schon sehr üppig für eine solch kleine Veranstaltung – und zu guter Letzt erhielt die „beste Zeit des Tages“ tatsächlich noch eine nagelneues Rennrad. In diesem Fall war das der Sieger der Herren – genausogut hätte es aber auch eine Staffel sein können.

Insgesamt hat diese Veranstaltung unsere – zugegeben nicht allzu hohen – Erwartungen weit übertroffen. Organisationspannen konnten wir keine einzige feststellen und es hat wirklich richtig Spaß gemacht, Teil dieses etwas „verrückten“ Events zu sein. Da es keine offiziell vermessenen Strecken gibt, wird der Strohbeckentriathlon wohl eher breitensportorientiert bleiben und den Spaß in den Vordergrund stellen. Genau das ist aber auch vom Veranstalter so gewollt. Aber ich schätze, dass die Teilnehmerzahl im nächsten Jahr nach dieser gelungenen Premiere wesentlich höher sein wird.

Wer also im nächsten Jahr Lust hat und eine Samstagsalternative zu Bad Zwischenahn oder Celle sucht – in Lohne habt ihr bestimmt Spaß, ich kann es nur empfehlen.

 

 

Bericht: C. Tchorz